Ein Fahrtenschreiber, auch als Tachograf bekannt, ist ein elektronisches Gerät, das in Fahrzeugen, insbesondere in Lkw und Bussen, verwendet wird, um Informationen über das Fahrverhalten und die Fahrtzeiten des Fahrers aufzuzeichnen. Der Fahrtenschreiber erfasst Daten wie Geschwindigkeit, zurückgelegte Strecke, Lenk- und Ruhezeiten sowie Pausen. Dies dient der Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften zur Arbeitszeit und zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit.

Telematik nutzen für mehr Nachhaltigkeit

Ein Bild zum Thema Fahrtenschreiber im Umwelt Kontext
Fahrtenschreiber

Bei der Entwicklung der ersten Fahrtenschreiber war nicht abzusehen, welche vielfältigen Einsatzmöglichkeiten sich aus der Technologie eines Tages ergeben würden. Tatsächlich reicht die Geschichte der Fahrtenschreiber bis in das 19. Jahrhundert zurück. Damals wurden Störungen im Bahnverkehr mittels lückenloser Dokumentation der Fahrten minimiert. Seitdem hat sich viel getan. Nicht nur haben es die Fahrtenschreiber in viele andere Industriezweige hinein geschafft – sie werden auf manchem Gebiet sogar vom Gesetzgeber verlangt (z. B. ein elektronisches Fahrtenbuch für LKW-Fahrer).

Bei den genannten Beispielen stand stets der Sicherheitsaspekt im Mittelpunkt. Was aus rein sicherheitstechnischen Motiven heraus begonnen wurde und nicht zuletzt vom Gesetzgeber mit angestoßen wurde, hat inzwischen eine ganz eigene Marktdynamik verursacht. So hat sich nicht nur die Anzahl der Use Cases für Spediteure und gewerbliche LKW-Fahrer vervielfältigt. Ein Nebeneffekt, der sich im Zuge dieser Entwicklungen ergeben hat: Fuhrparks können auf mehr Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Wie es dazu kam und welche weiteren Entwicklungen uns in Zukunft erwarten werden? In der Folge mehr dazu.

  • Daten über Daten

Bleiben wir beim Beispiel gewerblicher LKW-Fahrten. Daten aus elektronischen Fahrtenschreibern lassen sich mit den neuesten Geräten problemlos speichern, auslesen und auswerten. Auf diese Weise können wichtige Informationen extrahiert werden: Wie hoch war die Durchschnittsgeschwindigkeit bei der letzten Fahrt? Wie viel Zeit wurde bei Route X im Stau verbracht? Zu welchem Zeitpunkt wurde eine Landesgrenze überfahren? Wurde sich an die allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten?

  • Nicht-intendierte Konsequenzen

Die ersten Generationen von manuellen und digitalen Tachographen haben lediglich Geschwindigkeits- und Standortbestimmungen aufgezeichnet. Schnell haben Unternehmer, Fahrer und Staat den Nutzen dieser Informationen erkannt und neue Use Cases geschaffen. Ein Marktdruck ist entstanden und so kommen mit jeder neuen Gerätegeneration neue Features und neu auslesbare Informationen hinzu.

Inzwischen sehen wir Anwendungsfälle entstehen, die bei der Entwicklung der Geräte nicht vorauszusehen waren. Thema Nachhaltigkeit. Ein Beispiel wurde bereits angesprochen: Die Berechnung der effizientesten Fahrtroute hat nicht nur Einfluss auf die Profitabilität eines Unternehmens, sondern sorgt nebenbei für einen geringeren Spritverbrauch und CO2-Ausstoß. Neben Unternehmern und Fahrern werden auch Staaten auf diese neuen Möglichkeiten aufmerksam.

  • Beispiel: Telematik-Tarife

Ein weiteres Beispiel für nicht-intendierte Anwendungsfälle lässt sich in der Versicherungswirtschaft finden. Dabei handelt es sich um einen Bereich, den man nicht zuerst mit Nachhaltigkeitskonzepten in Verbindung bringt. Die meisten Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit kommen vom Gesetzgeber. Doch tatsächlich: Die ersten Versicherer bieten sogenannte Telematik-Tarife an, welche sicherheitsfokussiertes und umweltbewusstes Fahren mit niedrigeren Prämien belohnen. Obwohl die Einführung nicht lange her ist und es bislang keine empirischen Untersuchungen dazu gibt, ist davon auszugehen, dass der monetäre Anreiz zu mehr Nachhaltigkeit im Straßenverkehr führen wird. Weitere Geschäftsmodelle und Finanzprodukte befinden sich schon in der Mache.

  • Vom digitalen zum smarten Fahrtenschreiber

Aktuell sprechen wir nicht mehr nur von digitalen, sondern von smarten Tachographen. Im Wesentlichen haben wir es stets mit der gleichen Technologie zu tun, die jedoch mehr und mehr Daten aggregieren kann und zusätzliche Features anbietet. Zudem unterscheiden sich die Software- und Hardwarehersteller teils gravierend in ihren Funktionen (Software-Updates, Hardware-Schnittstellen uvm.). Die Technologie schreitet stetig voran.

So ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Gesetzgeber den Nutzen derartiger Daten erkennt, um Anreize für mehr Nachhaltigkeit setzen bzw. falsches Fahren sanktionieren zu können. Beispielsweise lässt sich die Feinstaub- und Lärmbelastung in verkehrsreichen Gebieten (z. B. Kleinstädte in der Nähe von Autobahnen) reduzieren.

  • Fazit

Vom Fahrtenbuch zum Fahrtenschreiber und Telematik, vom analogen zum digitalen und smarten Tachographen: Die bisherigen Entwicklungsschritte lassen auf mehr hoffen. Immer mehr Daten können gesammelt und verwendet werden, um Use Cases aus allen Bereichen zu bedienen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind jetzt bereits vielfältig, noch lange nicht ausgeschöpft und werden Jahr für Jahr zahlreicher. Die Nachhaltigkeit steht zwar nicht immer ganz oben auf der Prioritätenliste wirtschaftlich motivierter Gruppen. Hier und da entstehen trotzdem Anwendungsfälle, die beim Aufsetzen neuer Nachhaltigkeitskonzepte behilflich sein können.

In diesem Zusammenhang sollte das Stichwort Künstliche Intelligenz nicht unerwähnt bleiben. Diese macht es möglich, mittels kluger Algorithmen nützliche Muster aus riesigen Datensätzen herauszulesen. Gerade im Zeitalter des Big Data eine interessante Zukunftsvision. Für große Unternehmen und Staaten öffnen sich hier ganz neue Türen, um Nachhaltigkeitskonzepten einen neuen Schub verleihen zu können.